KOLUMNE

Florian Valerius über kleine Buchläden

2. März 2023

Florian Valerius, 40, turnt auf vielen Baustellen: als Buchhändler in Trier, als @literarischernerd auf Instagram (fast 30.000 Follower) und als Jurymitglied für den Deutschen Buchpreis. Die Digitalisierung fürchtet er nicht; sie hilft ihm, neue Lesende zu gewinnen.

Mein Name ist Florian Valerius. Seit mittlerweile fast 20 Jahren bin ich Buchhändler im wunderschönen Trier an der Mosel und seit sieben Jahren als @literarischernerd auch Literaturblogger auf Instagram. Ab sofort darf ich Sie an meinen Gedanken über die Branche und an meinen Erfahrungen hinterm Ladentisch teilhaben lassen. Und was für eine Branche das ist! Was sie alles leistet! Sie setzt sich für Leseförderung ein, für Kulturvermittlung, entführt in andere Welten und andere Zeiten. Bewegt, erschüttert, bringt zum Weinen, Lachen, zum Nachdenken. Diese Branche vibriert, angetrieben von einem Haufen voller Unikate.

Doch so prall dieses Leben ist und so sehr ich die Branche liebe: Sie neigt zu Kassandrarufen und hat einen ausgeprägten Hang zum Pessimismus. Den das Umfeld fördert: „Das Buch ist tot! Alles wandert ins Digitale ab! Niemand liest mehr! Corona! Papierkrise! Buchhandlungssterben! Die ‚bösen‘ Filialisten.“

Wie sehr ich diese Lamenti hasse! Ich habe den Beschluss gefasst: Ich mache da nicht mehr mit! Ich mache das, was ich am besten kann: Buchhandel. Klassischen Buchhandel. Der zwar mit der Zeit geht, der zukunftsorientiert, ökonomisch und nachhaltig ist – der aber auch nicht jeden Trend mitmachen muss. Was glauben Sie, wie viele „optimierende“ Seminare ich in den vergangenen Jahren besuchen musste? Viele. Was ist davon geblieben? Nichts.

2020 bin ich nach Amerika gereist. Dort passierte bereits, was sich hier nun abzeichnet: Kleine Buchläden sind stark im Kommen! Buchhandlungen, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, das Buch und dessen Inhalte in den Vordergrund stellen. Dazu: gute Beratung, Wohlfühlatmosphäre, Kulturveranstaltungen, ein nettes Gespräch. Alles handverlesen, authentisch und mit Wiedererkennungswert. Corona hatte zumindest ein Gutes, es zeigte: Sich bewegen hilft! Viele haben erkannt, dass sie auch im Digitalen präsent sein müssen. Auf den Mix kommt es eben an.

Deswegen, liebe Buchjournal-Leser:innen, lassen Sie sich hier inspirieren und besuchen Sie weiterhin Ihre Buchhandlung im Kiez, gehen Sie zu meinen Kolleg:innen. Sie verkörpern, was diese Branche ausmacht: die Liebe zum Buch. Der französische Autor Philippe Djian hat nicht umsonst gesagt: „Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler.“ 

 

Im Amerika passierte bereits, was sich hier nun abzeichnet: Kleine Buchläden sind stark im Kommen! Buchhandlungen, die sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, das Buch und dessen Inhalte in den Vordergrund stellen. Dazu: gute Beratung, Wohlfühlatmosphäre, Kulturveranstaltungen, ein nettes Gespräch.

Die Kolumne

Gemischte Meinung – das neue Format im Buchjournal: Hier schreiben künftig im Wechsel drei Kolumnist:innen über Themen, die aus ihrer Sicht die Gesellschaft, die Welt der Bücher oder beides bewegen. Den Aufschlag in Buchjournal 1 / 2023 macht Florian Valerius.